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Der tief greifende Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft JAROCCO | Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft und die zunehmende Spezialisierung von Unternehmen prägen dynamische Veränderungen bestehender und die Ausdifferenzierung neuer Berufsprofile. Zudem gewinnen die Bereitschaft und Fähigkeit zum lebenslangen Lernen sowie neue Möglichkeiten für die Aneignung erforderlicher Qualifikationen ebenso wie der Fachkräftemangel auch in Folge demographischer Entwicklungen an Relevanz. Wir gehen diesen Entwicklungen nach, spüren aktuelle Trends auf und stellen auf den nachfolgenden Seiten aussichtsreiche Innovationsfelder vor.

Computerlinguistik

Die moderne Informationsgesellschaft setzt verstärkt auf die Techniker mit Sprachgefühl

In unserer modernen Informationsgesellschaft ist Sprache der Informationsträger par excellence. Aufgrund ständig wachsender Informationsmengen gewinnen die Methoden automatischer Sprachverarbeitung im praktischen Leben mehr und mehr an Bedeutung. Auch wird die automatische Verarbeitung von Informationen in sprachlicher Form (Textdokumente) angesichts der beständig wachsenden Informationsflut und der immer größeren Mengen an dokumentiertem Wissen in Archiven, Datenbanken, dem Internet und zahlreichen anderen elektronischen Medien unverzichtbar.

An dieser Schnittstelle ist die Computerlinguistik angesiedelt: Sie beschäftigt sich mit der maschinellen Verarbeitung natürlicher Sprache und stellt damit eine Verbindung zwischen Sprachwissenschaft und Informatik dar. Computerlinguisten sind die Techniker mit Sprachgefühl.
Noch kamen im Jahr 2006 die meisten der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen für Computerlinguisten aus dem Bereich Hochschulen, Forschung und Entwicklung. Im Computer- und Internetzeitalter entwickelt sich ein immer besserer Arbeitsmarkt, denn ihre Fachkenntnisse sind auf dem Markt gefragter als je zuvor. So darf man die Prognose wagen, dass bereits in den kommenden Jahren vor allem im Bereich der Softwareberatung und –entwicklung viele Arbeitsplätze entstehen werden.

Aufgaben und Praktische Anwendungen
Für diesen Teilbereich der Linguistik gibt es zahlreiche praktische Anwendungen: Mit ihrer Hilfe können Übersetzungscomputer programmiert, elektronische Lexika erstellt, Rechtschreib- und Grammatikprüfungen für Texte entwickelt oder gesprochene Sprache für Blinden-Auskunftsdienste oder -lesegeräte verarbeitet werden.

Zu den Aufgaben der Computerlinguistik zählen sowohl die von Nutzerseite sichtbaren Bereiche des Findens von Informationen (Information Retrieval, Data Mining bzw. Text Mining, Suchmaschinen etc.) als auch die zahlreichen nicht sofort ersichtlichen Tätigkeiten, wie das Erstellen, Aufbereiten, Annotieren, Strukturieren und Speichern von Informationen durch Institutionen aller Art. Diese Aufgaben sind schon seit längerer Zeit nicht mehr ohne die Sprachverarbeitung durch Computer denkbar (Stichworte: Wissensmanagement, Informationslogistik).

In der Computerlinguistik gehen Forschung und praktische Anwendung Hand in Hand. Die Methoden automatischer Sprachverarbeitung finden schon heute vielfältige praktische Anwendung:

- automatische Suche nach Textstellen ihrer Form und Bedeutung nach (Information Retrieval, Data-Mining, Informationsextraktion und Suchmaschinen)
- automatische Beantwortung von Faktenanfragen auf Basis großer Datenbanken/der sprachlichen Informationen im Internet
- automatische Übersetzungssysteme zur Unterstützung für Übersetzer bzw. als vollautomatische Dienste (CAT, Computer aided Translation)
- automatische Strukturierung großer Sprachdatenmengen, etwa in großen Unternehmen (Wissensmanagement) sowie für die Informationssuche in der Wissenschaft (eScience)
- Spracherkennung und –synthese in Informationsportalen für Tourismus, etwa Reise- und Flugbuchungen, bei telefonischen Auskunftsdiensten oder Lesegeräten für Blinde
- Überprüfung von Rechtschreibung und Grammatik
- Sprachlern- und Korrekturprogramme für Fremdsprachenlehrer
- Sprachliche Interaktion mit Computern/Systemen der künstlichen Intelligenz im Bereich von Robotik, virtuellen Welten und der maschinell unterstützten medizinischen Versorgung

Berufsfelder und -perspektiven
Interessante Berufsfelder ergeben sich zunächst in allen Bereichen der sprachlichen/textuellen Informationsübermittlung und –dokumentation sowie Kommunikation. Die meisten Arbeitsplätze für Computerlinguisten dürften in Zukunft bei kleinen, auf Sprachverarbeitungstechnik spezialisierten Softwarefirmen und ihren Kunden, wie Verlage, Übersetzungsbüros, Sprachlehr- und vermittlungseinrichtungen zu finden sein, die Dienstleistungen, etwa Pflege und Anpassung der Sprachsysteme, in Anspruch nehmen müssen. Weiterer Bedarf besteht jedoch auch in der Software- und Kommunikationsbranche der großen Wirtschaftsunternehmen. In Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sind Fachkräfte auf dem Gebiet der Sprachtechnologie und der Kommunikationstechnik gefragt.

Hinzu kommt der steigende Bedarf in Bereichen, die selbst einen wachsenden Technisierungsgrad zu verzeichnen haben: Verlagswesen, Medienindustrie, Bank- und Gesundheitswesen.
Mit Hilfe von Computerlinguisten können Übersetzungscomputer programmiert, elektronische Lexika erstellt, Rechtschreib- und Grammatikprüfungen für Texte entwickelt oder gesprochene Sprache für Blinden-Aus kunftsdienste oder -lesegeräte verarbeitet werden. Auch wächst der Markt für die Sprachbedienung von Navigationssystemen weiter. Schon heute gibt es eine regelrechte language industry.

Durch ihre vielseitig einsetzbare Grundqualifikation sind Computerlinguisten regelmäßig so flexibel, dass sie auch Tätigkeiten in nicht primär sprachtechnologisch ausgerichteten Arbeitsbereichen ausüben können. Auch bestehen gute Chancen für eine Berufstätigkeit im Ausland. Konkurrenz bekommen Computerlinguisten auf dem Arbeitsmarkt vor allem von Informatikern und Softwareentwicklern. Doch wer eine Ausbildung im Informatikbereich absol viert und ein verstärktes Interesse für Sprachen hat, kann sich für ein Studium der linguistischen Daten verarbeitung entscheiden. Ebenso denkbar ist, dass sich ein Linguist Zusatzqualifikationen in der Informatik erwirbt.

Der Verdienst in diesem Bereich variiert je nach Abschluss (Bachelor + Master bzw. Diplom), Berufserfahrung und Einsatzgebiet. Einstiegsgehälter für Absolventen beginnen bei rund 25.000 Euro/Jahr.

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Weiterbildung und Aufbaustudiengänge
Im deutschsprachigen Raum bieten eine ganze Reihe von Hochschulen/Universitäten Computerlinguistik als eigenständiges Fach mit den Abschlussmöglichkeiten Diplom, Magister, Bachelor und Master an.

Computerlinguistik/Linguistische Informations- und Textverarbeitung
An den Universitäten München und Würzburg kann das Zusatzstudium Computerlinguistik, beziehungsweise das Aufbaustudium Linguistische Informations- und Textverarbeitung belegt werden. Nach abgeschlossenem Grundstudium und zwei Semestern Hauptstudium oder Bachelor in der Informatik können Absolventen des Studienganges Computational Logic an der Technischen Universität Dresden die internationale Qualifikation Master erwerben. Nähere Informationen mit Bewerbungsfristen unter
www.uni-muenchen.de
www.uni-wuerzburg.de
www.tu-dresden.de

Lexikographie
Der europaweit einzigartige Studiengang Lexikographie startete zum WS 2009/10 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Mögliche Berufsfelder der Master-Absolventen sind die akademisch-wissenschaftliche Lexikographie in allen Bereichen von der Konzeption gedruckter und elektronischer Wörterbücher über die konkrete lexikographische Arbeit bis hin zur technischen Umsetzung lexikographischer Produkte, darüber hinaus die akademische Forschung oder beratend-konzeptionell der Verlags- und Weiterbildungsbereich.
Weitere Infos zum viersemestrigen Studiengang unter
www.uni-erlangen.de