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Der tief greifende Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft JAROCCO | Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft und die zunehmende Spezialisierung von Unternehmen prägen dynamische Veränderungen bestehender und die Ausdifferenzierung neuer Berufsprofile. Zudem gewinnen die Bereitschaft und Fähigkeit zum lebenslangen Lernen sowie neue Möglichkeiten für die Aneignung erforderlicher Qualifikationen ebenso wie der Fachkräftemangel auch in Folge demographischer Entwicklungen an Relevanz. Wir gehen diesen Entwicklungen nach, spüren aktuelle Trends auf und stellen auf den nachfolgenden Seiten aussichtsreiche Innovationsfelder vor.

Migration und Flüchtlingshilfe – Das innenpolitische Kernthema seit 2015

Sprachexperten, Kulturkenner, Sozialpädagogen und viele andere werden zukünftig in den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern interessante Aufgabenbereiche finden.

Im Jahr 2015 flüchteten 1,1 Millionen Menschen vor Bürgerkrieg und politischer Verfolgung nach Deutschland. Es sind vor allem Menschen aus Bürgerkriegs- und Krisenregionen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder geflohen sind. Die Zahl der Asylanträge hat sich in dem betreffenden Jahr weit mehr als verdoppelt und eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Unter den Asylsuchenden sind vor allem Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, aber auch den GUS- und Balkanstaaten. Zunehmend kommen immer mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland. Unter den Geflüchteten finden sich Menschen aus allen sozialen Schichten, die mitunter auf lebensgefährlichen Wegen geflüchtet sind.

Im Zuge einer europaweiten Flüchtlingskrise steht die Bundesregierung nun vor Problemen und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einreise und dem Aufenthalt von Geflüchteten und Flüchtlingen. Materielle Unterstützung erhalten diese vom Staat. Dazu gehören auch Sprach- und Bildungskurse sowie die langfristige Begleitung bei ihrer Integration. Neben dem Einfluss der öffentlichen Hand wird eine zentrale Rolle auch in Zukunft den Arbeitgebern aus der Wirtschaft zukommen. Bevor es jedoch soweit ist, gilt es die vorübergehende und sichere Unterbringung der Ankommenden zu gewährleisten, sie in lebenspraktischen Alltagsfragen zu unterstützen und zu betreuen sowie die Chance für eine gelingende Integration wahrzunehmen.

Wer heißt Geflüchtete und Flüchtlinge in Deutschland willkommen? Wo bekommen diese Menschen praktische Hilfe und wer tritt für ihre Rechte und Interessen ein?

Einsatzmöglichkeiten

Im Inland erhöhte die Bundesregierung die finanziellen Mittel für Flüchtlinge um eine Milliarde Euro, für 2016 sind es zusätzlich sechs Milliarden Euro. Diese Mittel werden bspw. über die JobCenter (Versorgung, Unterbringung mit Sachleistungen, finanzielle Leistungen), berufsbezogene Sprach- und Integrationskurse aufgespaltet.

Damit finden sich in erster Linie potentielle Arbeitgeber in Wohlfahrtsverbänden und –vereinen, sozialen Trägern und gemeinnützigen Organisationen sowie Kirchenverbänden. Zumeist unabhängig von politischen Ansichten oder religiöser Überzeugungen nehmen sie sich der ankommenden Geflüchteten und Flüchtlinge an. In erster Linie geht es um ihre Unterbringung, ihren Schutz und ihre Versorgung, bevor Fragen der Integration und Sprache sowie die Heranführung an den Arbeitsmarkt und Perspektiven beruflicher Bildung im Focus stehen. In vielen Bundesländern bieten die Flüchtlingsräte oder soziale Organisationen Informations- und Begleitangebote über lokale Beratungsstellen und Anlaufpunkte an.
Tatsächlich war bis zum Ausbruch der Flüchtlingskrise der Aufgaben- und Einsatzbereich zumeist im Ehrenamt angesiedelt. Neben nur wenigen hauptberuflich tätigen Pädagogen oder Therapeuten in der Sozialarbeit waren es zum größten Teil ehrenamtlich Tätige, die mit Beginn der Krise anstiegen und versuchten, die Herausforderungen zu meistern.

Oftmals fehlt es daher bis heute den Kommunen und Hilfsorganisationen an professionellen Arbeitskräften. Berufe rund um die Flüchtlingsberatung erschließen sich noch nicht als eigenes Berufsbild. Es werden vielmehr Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Ausbildungsabschlüssen benötigt. Und auch für Quer- bzw. Seiteneinsteiger bieten sich Tätigkeitsfelder, so dass es für Jobsuchende in diesem Bereich eine ganze Reihe von interessanten und herausfordernden Aufgabenbereichen gibt. Diese reichen von der Verfahrensberatung und psychologisch-soziale Hilfen sowie Betreuungen über Integrations- und Sprachkurse bis zu berufsvorbereitenden Qualifizierungsmaßnahmen, Fundraising und der PR-Arbeit.

Berufsperspektiven für Jobsuchende

Sozialpädagogen und –arbeiter mit FH-Abschlüssen sind zumeist in den Flüchtlingsunterkünften der Kommunen und freien Träger, wie bspw. der AWO, Diakonie, Malteser, DRK und der Caritas tätig. Sie betreuen die Flüchtlinge und koordinieren Hilfsangebote zur Rehabilitation und Integration. Dazu gehören medizinische, psychologische und soziale Hilfen und Beratung. Sie sind es, die durch intensive Betreuung der Flüchtlinge und eine intensive Willkommenskultur Integration erst möglich machen.

Generell kommt den Dolmetschern, Übersetzern und Sprachmittlern eine große Bedeutung zu. Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine der Hauptursachen der Flüchtlingskrise und es sind daher viele ausschließlich arabischsprechende Menschen nach Deutschland gekommen. Im Bereich der Flüchtlingshilfe sind daher Sprachexperten auf allen Ebenen und jederzeit im Einsatz. Sie informieren in den Flüchtlingsunterkünften, begleiten zu den Behörden und Ämtern und sind Ansprechpartner in Verbänden und Vereinen. Es zeigt sich bereits, dass geforderte Sprachkenntnisse verbunden mit sozialen bzw. medizinisch-sozialen Abschlüssen für Arbeitgeber regelmäßig ein Plus darstellen. Dringend benötigt werden auch qualifizierte DaF-Lehrkräfte für die Deutsch- und Integrationskurse. Diese sind ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Integration.

Neben Fachkompetenzen im sozialen und/oder therapeutischen Bereich werden sich auch vermehrt Arbeitsfelder in den Bereich PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fundraising auftun. In letzterem wollen private wie auch öffentliche Gelder eingeworben und bewirtschaftet werden. Auf eine wirksame PR-Arbeit, die Tätigkeiten und Verantwortungen der Öffentlichkeit gegenüber begründet und zugleich versucht, die Bedürfnisse dieser mit den eigenen zu vereinen, wird kaum ein Arbeitgeber in der Flüchtlingshilfe noch verzichten können. Besonders gewinnt die Kommunikation zwischen Bürgern und Geflüchteten immer mehr an Bedeutung.

Für viele Geflüchtete sind Werte, wie Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenrechte etwas bis dahin nie Erfahrenes. Wer unter Angst um sein Leben seine Heimat verlassen musste, der deutschen Sprache nicht mächtig ist und nicht von seiner Hände Arbeit leben kann, der braucht das wichtige Gefühl hier willkommen zu sein. An Kompetenzen und Fertigkeiten sind vor allem interkulturelles Verständnis, Offenheit und Sensibilität im Umgang mit fremden Kulturkreisen erforderlich. Nationale, ethische, kulturelle und religiöse Eigenheiten sind zu wahren und berücksichtigen. Dass dies unter Berücksichtigung (ausländer-)rechtlicher Grenzen sowie rechtlicher Qualitäts- und Lebensstandards zu erfolgen hat, versteht sich von selbst. Wer eine Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe sucht, kann direkt über das Ehrenamt in der nächst gelegenen Unterkunft oder einem ansässigen Verein bzw. Verband sich ausprobieren. Viele Verbände, Vereine und gemeinnützige Organisationen bieten unterschiedliche Fortbildungen – auch für Quereinsteiger – an. Zudem erfordert die Vielzahl von Gesetzes- bzw. Verfahrensänderungen im Bereich der Flüchtlingshilfe Fort- und Weiterbildungen.

Die deutsche Regierung unterstützt Flüchtlingsprojekte auch im Ausland. Die humanitäre Hilfe hat Deutschland ausgeweitet. So wird bspw. in Syrien und den Nachbarländern das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen für 5,5 Millionen Geflüchtete in den Flüchtlingslagern ab 2015 stärker mit finanziellen Geldern unterstützt. Auch hier werden neue Jobs entstehen.

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Wer kann in der Flüchtlingshilfe arbeiten?

Es werden Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Ausbildungsabschlüssen benötigt. Und auch für Quer- bzw. Seiteneinsteiger bieten sich Tätigkeitsfelder. Diese reichen von der (rechtlichen) Verfahrensberatung über psychologisch-soziale Hilfen, Betreuungen über Integrations- und Sprachkurse bis zu berufsvorbereitenden Qualifizierungsmaßnahmen, Fundraising und PR-Arbeit. Islamwissenschaftler, Arabisten, Orientalisten und Sprachwissenschaftler sind besonders gefragt. Zumeist sind die Stellen in der Flüchtlingssozialarbeit befristet.

Was wird gefordert?

- Interkulturelle Kompetenz, Empathie, Sensibilität, Geduld, Toleranz
- Sprachkenntnisse (insb. Arabisch/Dialekte, GUS- und Balkanstaaten, Englisch, Französisch u.a.)
- Sozial- und therapeutische Zusatzkenntnisse, Fort- und Weiterbildungen
- Fundierte Kenntnisse und Fachwissen im Ausländer- und Asylrecht
- Konfliktmanagement, Beachtung von geschlechterspezifischen Problemlagen
- Netzwerkdenken

Welche Perspektiven gibt es?

Ein großer Teil der Geflüchteten wird in Deutschland langfristig bleiben. Viele Mitarbeiter in der Flüchtlingsarbeit werden zudem in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Der Bedarf an Sozialpädagogen, -arbeitern, Sprach- und Kulturmittlern u. a. wird nach wie vor auch in den kommenden Jahren als hoch eingeschätzt.

Wo finde ich einen Job?

Wir listen in unserem JobFeed für Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler alle interessanten Stellen bundesweit und mit einer Auswahl im Ausland auf. Hier geht es zu den Stellenangeboten.

Eine eigene Stellenbörse für die Flüchtlingsarbeit gibt es derzeit nicht. Verbände, Vereine und gemeinnützige Organisationen sowie die öffentliche Hand listen in eigenen Stellenbörsen ihre Ausschreibungen auf. Wählen Sie Suchbegriffe, wie etwa Migration, interkulturell, Flüchtlinge, Geflüchtete, Beratung und Asyl. Internationale Jobs (in der Entwicklungshilfe) finden Sie zumeist in Englisch über die Seiten der Anbieter.

Studium und Lehre (Auswahl)

An der FH Dortmund
kann der Bachelor Studiengang „Soziale Arbeit“ mit Schwerpunkt Armut und Flüchtlings-Migration belegt werden. In den gleichnamigen Bachelor wird an der Internationalen Hochschule Bad Honnef das Thema „Integration und Migration“ integriert. Und die Universität zu Kiel bietet den Master „Migration und Diversität“ an.